Auf dem
Ederkopf in Westfalen mit einer Höhe von 676 Meter ü.NN.
entspringt die Eder und bringt mit zahlreichen kleinen Bächen
und Nebenflüssen das Wasser zum Edersee, einem künstlich
angelegten See von 202 Millionen Kubikmeter Inhalt.
Die
Edertalsperre gehört zu den großen Wasserbauprojekten, die
auf Grund des preußischen Wasserstraßengesetzes vom 1.4.1905
mit dem Ziel des Ausbaus eines großräumigen deutschen
Binnenwassernetzes geplant und im Laufe der nachfolgenden
Jahre ausgeführt wurden..
Die Talsperre
sollte in erster Linie der Speisung des zur Verbindung
zwischen Rhein, Weser und Elbe geplanten Mittellandkanals
dienen. Hierzu war die Errichtung eines Pumpwerkes an der
Kreuzungsstelle des Kanals mit der Weser in Minden vorgesehen,
wodurch Speisungswasser aus der Weser in einer Höchstmenge
bis zu 17 qm/s rund 14 m hoch in den Kanal gepumpt werden
sollte. Zum Ausgleich der durch diese Entnahme verringerten
Wasserführung in der unterhalb anschließenden Mittelweser
sollte aus Talsperren im oberen Einzugsgebiet der Weser an
Eder und Diemel Zuschußwasser zugeleitet werden. Damit
verbunden waren eine Aufhöhung des Niedrigwassers der
Oberweser von Hann. Münden bis Minden zur Verbesserung der
Schiffahrtsverhältnisse auf dieser Strecke und Maßnahmen des
Hochwasserschutzes in der unteren Eder, der unteren Fulda und
der Weser sowie schließlich die Energienutzung durch
Wasserkraftwerke an der Sperrmauer und am damaligen
Ausgleichsweiher Affoldern.
Baugeschichte
Die
Edertalsperre wurde in den Jahren 1908 bis 1914 an einer
Engstelle des Edertals in der Nähe des Dorfes Hemfurth
errichtet. Sie ist eine Schwergewichtsmauer aus Grauwacke in
Trassmörtel. Rund 48m hoch und 36m größte Breite am Mauerfuß,
4,6m Kronenbreite zwischen den Brüstungen und 399m bogenförmige
Kronenlänge. Der Mauerwerksinhalt beträgt rund 300.000m³.
Durch die Staumauer wird bei Normalstau NN+ 245,0 m ein
Stausee von 202,4 Mio m³ Inhalt mit 11,8 km² Wasserfläche
und einer Achslänge von 27 km aufgestaut. Die größte Breite
beträgt 1 km am Fuße des Schlosses Waldeck.
Zur weiteren
Verwendung des Wassergefälles und der Regelung des Auslaufs
zur unteren Eder wurden später Ausgleichsbecken mit weiterer
Staumauer bei Affoldern und ein kleines Kraftwerk neben den größeren
Hemfurth I und II unmittelbar unter der Mauer errichtet. Um
weitere Ausgleiche zwischen Erzeugung und Verbrauch von Strom
in Tages- und Nachtzeiten wurden um 1930 und nochmals in den
70er Jahren Speicherkraftwerke mit den erforderlichen Unter-
und Oberbecken erbaut.
Etwa 900
Menschen im Bereich der Staufläche mußten mit Hab und Gut
ihre Heimat aufgeben und sich zum Teil in einer neuen
Ansiedlung "Neu-Berich" bei Arolsen niederlassen.
"Alt"-Berich war ein kleines Dorf in einer Waldecke
hinter dem Klippenberg unweit von Waldeck. Das Dorf stammte
aus der Überlieferung eines ehemaligen
Augustiner-Nonnenklosters, welches gegen Ende des 16.
Jahrhunderts aufgelöst wurde. Auch die Dörfer Bringhausen
und Asel mußten wegen der Aufstauung des Sees völlig
ausgesiedelt werden. Sie wurden zum Teil in der Nähe an höhergelegenen
Stellen neu erbaut. Von den Dörfern Niederwerbe und
Herzhausen wurden Teile überflutet und jeweils in der Nähe
in neue Höfe und Häuser umgesiedelt. Der Überflutung fielen
ferner zahlreiche Einzelgehöfte zum Opfer, u.a. Vornhagen,
der Bericher Hammer, die Stollmühle, die Bericher Hütte,
Bericher Mühle, der Werber Hammer.
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Ruinen im Edersee
Berich
Etwa drei
Kilometer vom Schloß Waldeck entfernt lag auf einem schmalen
Bergrand über der Eder das Dorf Berich. Es war ein
angesehenes und reiches Benediktiner Nonnenkloster. Der
Stifter war Engelolph, Graf von Battenberg. Erzbischof Konrad
von Mainz nahm ihn 1196 in seinen besonderen Schutz, und 1205
bestätigte Kaiser Philip von Schwaben die Stiftung des
Klosters. Als die Reformation in Waldeck Eingang gefunden und
das gesamte Ordenspersonal sich der neuen Lehre zugewandt
hatte, kam das Kloster in den Besitz der Grafen von Waldeck.
Im Jahre 1577 wurde das Kloster aufgehoben und in eine Meierei
umgewandelt. Berich hatte nach der Volkszählung von 1895 157
Bewohner. Es besaß eine Gemarkung von 582 Hektar. Außerden
zwischen 1880 und 1910 angelegten Straßen nach Waldeck,
Hemfurth, Bringhausen und Nieder Werbe, wurde im Jahre 1898
noch eine massive Ederbrücke erbaut, die im Frühjahr 1899
vollendet wurde. 26 Familien mußten beim Bau der Talsperre
ihr altes Heim verlassen. Die Bericher Kirche ist um zwei
Joche verkürzt und in einem Ort nahe der Twistetalsperre bei
Arolsen, in Neu Berich, wieder aufgebaut worden. Der alte
Friedhof von Berich wurde mit einer Betondecke versehen und
ist bei entsprechendem Wasserstand zu begehen.
Die Reste des
Dorfs liegen in der Tauchzone und können gut betaucht werden.
Außer Grundmauern und Kellergewölben ist allerdings von den
Häusern nicht mehr viel erhalten. Von der riesigen Kirche ist
ebenfalls wenig erhalten. Sehenswert ist die Bericher Brücke,
die noch zum großen Teil erhalten ist.
Zeitgenössischer Stich, als
Berich noch ein Dorf war (ca. 1912)
Die Stollmühle
machte bereits
beim Bau der Talsperre einen etwas verwahrlosten Eindruck.
Nach Norden schmiegte sie sich an den Hopfenberg, im Westen an
den Hammerberg und nach den anderen Seiten wurde sie von dem Mühlbach
und saftigen Wiesen umschlossen. In wenigen Schritten gelangte
man von der Mühle auf den langgstreckten Hopfenberg, von dem
der Blick hinauf zum Stammschloß der Fürsten von Waldeck,
ferner zur Kanzel und dem weiteren das Tal umschließenden
Bergrücken schweifte. Heute ist der Hopfenberg bei
verringertem Wasserstand als Insel sichtbar. Fürst Georg
Friedrich Heinrich hat auf Jagdausflügen hier oben geweilt.
Als einst die Fürstin hier ihren Geburtstag feierte, wurde
eine Gruppe Tannen, zum Gedenken des Tages gepflanzt. Die
Baumstümpfe sind heute noch bei niedrigem Wasserstand zu
erkennen. Vor 1757 stand etwas unterhalb der Stollmühle, am
sogenannten Hammerberge ein fürstlicher Eisenhammer. Das
Wasser, das zum Betrieb nötig war, wurde durch einen künstlich
angelegten Graben, der bei Vornhagen begann und um den
Hopfenberg führte, hergeleitet. Ein Rest des in die Eder
gelegten Wehres und ein Teil des Kanals sind noch vorhanden.
Im Jahre 1756 vollendeten zwei zu lebenslänglichem Zuchthaus
verurteilte Bergleute den durch die Felsen des Hopfenberges führenden
75 Meter langen und drei Meter hohen Stollen, der auf kürzerem
Wege das Wasser zum Betrieb des Hammerwerkes herbeiführte.
Durch diesen Stollen hatte die Mühle nicht nur eine stetige,
sondern auch eine ganz bedeutende Wasserkraft, selbst in den
trockenen Zeiten. Wie viele Hammerwerke, so ging auch dieses
ein, und in der Zeit der Vollendung des Stollens fällt der
Bau der Stollmühle, die der Überlieferung nach einem fürstlichen
Unterbeamten in Erbpacht gegeben wurde. Die damals errichteten
Gebäude Wohnhaus und Mühle standen noch beim Bau der
Talsperre.
Die Stollmühle
liegt unter dem Wasserskigebiet und läßt sich nicht
betauchen.
Vornhagen
war früher
eine selbständige Meierei, wurde aber später mit der Domäne
Waldeck gemeinsam verpachtet. Unterhalb der Stollmühle lag
noch der Vornhager Hammer, der noch im Jahre 1819 in Betrieb
war. Bereits im Landregister von 1540 wird bei "Fornehagen"
unter Gehölzen und Gefilden der Hammer genannt. In einem
Protokoll aus dem Jahre 1625 werden zwei Morgen Wiese beim
Hammer erwähnt, sowie zwei Fischer, die dafür auf das Haus
Waldeck und an das Kloster Berich Fische liefern mußten.
Ein großes
Kellergewölbe und eine Menge Trümmer sind von Vornhagen übriggeblieben.
Die Trümmer bieten Schutz für viele Fische, deshalb ist der
Fischbestand hier sehr groß.
Bericher Hütte
Etwa drei
Kilometer westwärts der Dorfstelle Berich lagen am Eingang
des Werbetals die Bericher Hütte, die Bericher Mühle und
eine Molkerei. Die im Jahre 1755 erbaute Bericher Hütte hat
bereits im Dezember 1875 ihren Betrieb aufgegeben, da sich die
Arbeit in Folge des weiten Transports der Erzeugnisse bis zur
Bahn damals die Station Wabern nicht lohnte. Die Eisenerze
kamen hauptsächlich aus Adorf, heute Ort der Gemeinde
Diemelsee. Da das Baumaterial des Hüttenwerkes zum Teil zu
anderen Zwecken verwandt wurde, glich sie zur Zeit des Baus
der Talsperre bereits einer Ruine. Erhalten war nur noch außer
einigen kleinen Nebengebäuden das Wohnhaus, in welchem seit
1875 eine Gastwirtschaft betrieben wurde. Neben dem Gasthaus
stand eine wunderschöne Linde, die dem See gleichfalls zu
Opfer fallen mußte.
Bei der
Bericher Hütte wurde ein Modell der Talsperre in einen
Vierzigstel der natürlichen Größe errichtet. An dem Modell
wurden die verschiedenen Vorrichtungen, die zur Abführung des
Wassers an der Sperrmauer nötig waren, ausprobiert. Das
erforderliche Wasser lieferte der Mühlengraben der alten Hütte.
Die gewaltigen
Grundmauern des Hammerwerks sind noch gut erhalten. Etwas
verspielt wirkt dagengen das Sperrmauermodell.
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Die
Katastrofe von 1943
In der Nacht
vom 16. zum 17. Mai 1943 wurde die Sperrmauer von englischen
Fliegerbomben schwer beschädigt.
Die Einheit der
britischen Luftwaffe, die den Auftrag hatte, die Möhne und
Edertalsperre zu zerstören, startete mit 9 viermotorigen
Lancaster Bombern. Jeder Bomber war mit nur einer Bombe ausgerüstet.
Es waren sogenannte Rotations Wasserbomben, die ein Gewicht
von 3.900 kg hatten.
Bei diesen
Bomben handelte es sich um Spezialbomben, die eigens für die
Zerstörung der deutschen Talsperren konstruiert wurden. Eine
besondere Vorrichtung erlaubte es, die Bomben in rotierende
Bewegung zu versetzen. Sie sollten dann nach dem Abwurf leicht
auf der Wasseroberfläche auftreffen, in Flugrichtung
weiterspringen und unmittelbar vor der Sperrmauer absinken.
Erst auf etwa 20m Tiefe (mit zunehmenden Wasserdruck) sollten
sie detornieren.
Schon beim
Anflug nach Deutschland und den Angriff auf die Möhnetalsperre
hatten die Angreifer 6 Maschinen verloren. Sie hatten also für
die Zerstörung der Edertalsperre nur noch drei Bomben zur
Verfügung.
Gegen 1:00 Uhr
nachts kreisten die englischen Flugzeuge über dem Waldecker
Land. Ein Flugzeug warf zwischen die beiden Kraftwerke
Phosphorbrandbomben ab, die sich schnell zu einem großen
Feuermeer ausbreiteten. Eine ausgezeichnete Zielmarkierung für
die nahenden Bomber. Die erste Bombe fällt auf die
Mauerkrone, und richtet nur geringen Schaden an, die zweite
verfehlt ihr Ziel noch mehr. Es war eine helle Mondnacht gegen
1:30 Uhr als die Sperrmauer von der dritten und letzten Bombe,
von Leutnant Les Knight geworfen, getroffen wurde. Sie sprang
nach vorn, sank in die Tiefe und riss ein riesiges Loch in
einer Breite von 60 bis 70 Metern und einer Tiefe von 22
Metern in die Talsperre. Bis nach Fritzlar, Kassel und Hann. Münden
wälzte sich die Flutwelle. 47 Personen fanden in der
Flutwelle den Tod. Noch heute kann der aufmerksame Betrachter
die Reparaturstellen durch eine unterschiedliche Färbung des
verwandten Materials erkennen.
Dambuster wurde
die 617. Staffel der Royal Air Force genannt. Sie besteht noch
heute und trägt in ihren Wappen eine gebrochene Staumauer mit
dem der Madame Pompadour zugeschriebenen Spruch: "Nach
mir die Sintflut".
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